Wie Sie Ihr Projekt für andere dokumentieren
Ein Beitrag von Katrin Hovy
Zielgruppe kennen
Mit der Maßnahmendokumentation sprechen Sie Menschen wie Sie selbst an, die Lehre innovativ gestalten und weiterentwickeln wollen. Betrachten Sie Ihre Dokumentation deshalb als eine Art Empfehlungsschreiben: Welche konkreten Aktivitäten können Sie auf Basis Ihrer Erfahrungen und Ergebnisse (nicht) empfehlen? Und noch wichtiger: Wie sollten „Nachahmer:innen” vorgehen? Was sollten sie unbedingt umsetzen – und worauf sollten sie besser verzichten? Warnen Sie vor Hürden, Irrwegen und zeigen Sie Wege auf, die wirklich funktionieren. „Aktiv voneinander zu lernen, bedeutet in dem Fall dann auch, aus Fehlern zu lernen“, findet Leandra Evers, Mitarbeiterin des Projekts „REDiEE“ an der Technischen Hochschule Köln.
Schwerpunkt auswählen
Ehrliche Erfahrungsberichte und Empfehlungen für spezifische Herausforde-rungen sind deutlich hilfreicher als umfangreiche Projektbeschreibungen oder Hochglanzberichte. Überlegen Sie sich, auf welchem Aspekt oder Learning der Fokus liegen soll. Denn bei der Dokumentation von Maßnahmen geht es nicht um Vollständigkeit oder einen detaillierten Projektüberblick, sondern um die gezielte Weitergabe relevanter Erkenntnisse aus dem Projekt. Das sagt auch Workshopteilnehmerin Dr. Evelyne Becker aus dem Projekt „MINT-VR-Labs“ der Berliner Hochschule für Technik: „Der Prozess ist wichtig und auch die Herausforderungen, die uns begegnet sind. Darauf zu blicken, was wir geschafft und gelernt haben, und uns zu fragen, was wir gerne an andere weitergeben würden oder was wir gerne selbst bei Beginn des Projekts gewusst hätten.“ Durch solche praxisnahen Einblicke entwerfen Sie Lösungen, die inspirieren und sich in neuen Kontexten anpassen und erproben lassen.
Abfrage kreativ verwenden
Haben Sie den Mut zur Lücke: Nicht jede Erfahrung benötigt den gesamten Umfang der Maßnahmendokumentation. Sollten Sie also das Gefühl haben, Inhalte bereits ausreichend an anderer Stelle benannt zu haben, lassen Sie ruhig ein Textfeld frei. Denn nichts ist ermüdender als ein Text voller Redundanzen.
Vielleicht haben Sie auch einen wichtigen Punkt, für den Sie in der Dokumentationsvorlage nicht den „perfekten“ Abschnitt finden. Auch dann dürfen Sie die Abfrage kreativ nutzen und Ihre Inhalte an anderer Stelle unterbringen. Zudem haben Sie immer die Möglichkeit, ergänzende Inhalte hochzuladen oder zu verlinken.
Im Transferkiosk Gelerntes langfristig festhalten
Der Transferkiosk wird unsere Plattform für neue Ideen und Ansätze in Lehre und Studium – ein Ort, an dem alle von uns geförderten Projekte auffindbar sein werden und Sie Ihre Maßnahmen teilen können. Wir wollen damit dazu beitragen, die Hochschullehre zu innovieren und zu gestalten. Dabei liegt die Dokumentation der konkreten Lösungen in der Hand der Projektbeteiligten. Sie entscheiden selbst, welche Inhalte Sie in welcher Form in den Transferkiosk eingeben und veröffentlichen.
Dadurch, dass die Erfahrungen aus den Projekten leichter und systematisch auffindbar werden, können andere Personen diese an anderen Orten adaptieren. Insbesondere die Empfehlung, ein gewisses Vorgehen (nicht) zu wählen, unterstützt den nachhaltigen Transfer. Auf diese Weise profitieren sowohl Lehrende, die eigene Lösungen teilen, als auch solche, die nach Inspiration für Ihre Lehre suchen.
Projektübergreifenden Austausch nutzen
Um die Qualität und Verständlichkeit Ihrer Texte zu erhöhen, ist es hilfreich, Feedback von Personen außerhalb des Projekts einzuholen. Unterhalten Sie sich zum Beispiel mit jemandem, der Ihr Projekt und Ihre Maßnahme nicht kennt und erklären Sie kurz und in eigenen Worten, worum es geht. Schnell wird deutlich, welche Begriffe für Externe (miss-)verständlich sind, welche Aspekte Interesse wecken, und wo noch Informationen fehlen. Diese Außenperspektive hilft, blinde Flecken zu erkennen und die Inhalte verständlicher zu gestalten. Zudem können Sie den thematischen Schwerpunkt und den Umfang der Maßnahme diskutieren: Was genau soll beschrieben werden – und was wird bewusst ausgeklammert?
„Der gemeinsame Blick auf meine Beschreibung hat mir geholfen, da ich dadurch besser differenzieren konnte, was Teil meiner Maßnahme ist und was darüber hinaus geht“, sagt Yasmin Azim Zadeh aus dem Projekt „Souver@n“ von der Leuphana Universität Lüneburg.
Hilfsmittel einsetzen
Bei der Dokumentation Ihrer Maßnahme können Sie auf Vorarbeiten zurückgreifen. Vielleicht haben Sie bereits einen Vortrag gehalten oder etwas zu dem Thema veröffentlicht. Lorenz Mrohs vom Projekt „DiKuLe“ der Universität Bamberg hat beispielsweise veröffentlichte Paper genutzt und deren Inhalte mit Hilfe von KI an die Struktur der Maßnahmendokumentation angepasst. „Das Bestehende zu nutzen und quasi umsortieren zu lassen, war sehr arbeitserleichternd“, so Mrohs. Wichtig ist, bei der anschließenden Überarbeitung den Fokus der Maßnahme genau im Blick zu behalten. Auch andere Hilfsmittel, wie beispielsweise Diktierfunktionen, sind denkbar und erlaubt, wenn sie Ihnen den Prozess erleichtern.
Sichtbar werden
Die Erarbeitung der Dokumentation bringt Ihnen wertvolle Erkenntnisse: Sie reflektieren inhaltliche, organisatorische und kontextuelle Besonderheiten, setzen sie in Beziehung und bewerten sie neu. Indem Sie Ihre Arbeit dokumentieren, zeigen Sie, was Sie erreicht haben. Dadurch treten Sie als Expert:in für Ihr Thema auf und können von anderen kontaktiert werden – sei es für einen fachlichen Austausch oder für projektübergreifende Kooperationen. „Sichtbar zu machen, woran man so lange gearbeitet und was man geleistet hat – auch über die Hochschule hinaus – das ist ein gutes Gefühl“, sagt Simone Beyerlin, Mitarbeiterin des Projekts „REDiEE“ an der Technischen Hochschule Köln.
Zur Autorin
Katrin Hovy
Referentin Wissenstransfer
Katrin Hovy ist Referentin im Team „Wissenstransfer“ in der Stiftung Innovation in der Hochschullehre.