Ein Pool voller Praxislösungen
Ein Beitrag von Raika Selle
Die Geschichte des Patternpools beginnt bereits 2015 mit der Idee, Patterns als Textformat zu nutzen, um erprobte Lehrpraxis zu teilen. Seitdem wurde die Plattform über mehrere Projekte hinweg kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt, um Praxiswissen aus Hochschullehre und -didaktik bereitzustellen. Im Patternpool können Lehrende sich von bewährten Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen in der Praxis inspirieren lassen, diese teilen und adaptieren. Der Begriff „Pattern“ steht für eine spezielle Textform, durch die didaktische Lösungen musterhaft beschreibbar werden. Im Fokus stehen die Beschreibungskategorien Problem, Kontext, Lösung und Wirkung sowie deren Zusammenhang. Musterhaft bedeutet in diesem Fall: Der Kern der Lösung bleibt unabhängig von den konkreten Rahmenbedingungen. „Ein Pattern kann sich auf alles Mögliche beziehen“, sagt Marit Vissiennon, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. „Es kann zum Beispiel um die Frage gehen, wie man eine bestimmte didaktische Herausforderung löst. Ein Pattern kann aber auch die Rahmenbedingungen von Lehre thematisieren, zum Beispiel die passenden Lernräume, Tools und Lehrstrategien (z.B. Challenge Based Learning) für einen bestimmten Kontext.“
Von der Insellösung zum Transfer
Mit dem Patternpool reagiert das Projektteam auf eine klassische Situation aus dem Lehr-Alltag: „Alle kennen das: Man trifft Kolleg:innen auf dem Gang, tauscht sich flüchtig aus oder fragt nach Rat. Wir möchten Lehrende dazu animieren, ihre Lösungen zu teilen – und zwar nicht nur zwischen Tür und Angel, sondern öffentlich auf unserer Plattform, damit auch andere etwas davon haben“, sagt Vissiennon. So verfügt die Plattform beispielsweise schon über Patterns zur Entwicklung von KI-Leitlinien, zur Erstellung von Lerntagebüchern und zur Simulation von Laborpraktika. Auch hochschuldidaktische Patterns, zum Beispiel über das Werkstatt-Format zur Veranstaltungsplanung, sind zu finden.
Der Patternpool kann eine Ergänzung oder Alternative zu klassischen Publikationen bieten. Genau hier solle das Patternformat durch seine Niedrigschwelligkeit entlasten. Nach Veröffentlichung sind die Patterns als Open Access-Publikationen für alle zugänglich und frei nutzbar.
Über das Portal
Die Plattform patternpool.de wird im Rahmen des Projekts „Patternpool für Innovationen in der Lehre“ als Teil unserer Förderung „Fokus Portale“ seit 2023 von uns unterstützt. Der Fokus liegt auf der inhaltlichen und technischen Weiterentwicklung der Plattform, auf der Steigerung ihrer Reichweite und dem Aufbau einer hochschulübergreifenden Pattern-Community. Betreiber der Plattform ist der 2021 gegründete Verein Patternpool e.V. zur Förderung patternbasierter Dokumentation und Dissemination erprobter Lehrpraxis im Hochschulbereich.
Mehr zum Patternformat lesen Sie im Gastbeitrag: https://stiftung-hochschullehre.de/blog/mit-entwurfsmustern-transfer-foerdern/
Der Weg bis zum fertigen Pattern umfasst neben dem Schreibprozess auch ein begleitendes Mentoring – den spezifischen Pattern-Reviewprozess – durch erfahrene Pattern-Autor:innen. Diese unterstützen nicht nur den Schreibprozess, sondern helfen auch, den Blick über den eigenen Kontext hinaus zu weiten. „Das Schöne an Patterns ist, dass es sich nicht nur um ein Textformat handelt, sondern auch um ein Reflexionsformat“, so Vissiennon. „Es liefert nicht nur eine erfahrungsbasierte und erprobte Lösung für die Lehre oder Hochschuldidaktik, sondern expliziert dabei, auf welches Problem die Lösung überhaupt reagiert und warum und in welchem Kontext diese funktioniert. Darauf eine Antwort zu finden, kann ein längerer Prozess sein, denn man muss sich erst einmal von der Oberfläche wegbewegen und durch mehrere Schichten hindurch in die Tiefe arbeiten.“ Dort liege häufig ein verallgemeinerbarer Kern, der sich auf viele andere Situationen und Lehrkontexte übertragen ließe. „Ein Pattern ist auf einer gewissen Abstraktionsebene geschrieben“, ergänzt Vivian Kowalzik, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt und im Zentrum für Lehrentwicklung an der TH Köln. „Auch wenn Patterns immer auf Praxiserfahrungen basieren, unterscheiden sie sich so von detaillierten Praxisberichten.“
Zu den Personen
Marit Vissiennon
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Patternpool für Innovationen in der Lehre“
Foto: Mildred Schmidt
Vivian Kowalzik
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Patternpool für Innovationen in der Lehre“ und im Zentrum für Lehrentwicklung an der TH Köln
Foto: Jonas Hellmann
Plattform im Aufbau
Seit der TURN Conference, die 2023 an der Technischen Hochschule Köln ausgerichtet wurde, habe das Format einen großen Aufschwung erlebt. „Die Konferenz war so etwas wie ein Booster. Wir hatten danach einen ganzen Stapel neuer Einreichungen und sind mit dem Mentorieren kaum hinterhergekommen“, berichtet Vissiennon. Aktuell sind knapp 70 Patterns online, mehr als 30 weitere befinden sich im Redaktionsprozess. Das Patternformat sei an der TH Köln bereits sehr etabliert und werde in viele Prozesse einge-bunden. „Auch darüber hinaus werden das Patternformat und die Plattform bundesweit immer bekannter. Das liegt sicher auch an den vielen Workshops, die wir veranstaltet haben“, so Vissiennon. Diese sind Teil des Begleitangebots, genauso wie das Mentoring und die regelmäßig stattfindenden Schreib-Retreats zu wechselnden Themen. Hier kommen die Teilnehmenden zusammen, um fernab des Arbeitsalltags in Ruhe an ihren Patterns zu arbeiten. „Am Ende eines Retreats haben wir oft schon fast publikationsreife Texte“, berichtet Kowalzik. Neben dem Schreiben stehen das Feedback zu den Textentwürfen sowie der fachliche Austausch über bestehende Muster im Mittelpunkt, immer mit dem Ziel, gute Lehrpraktiken zu identifizieren und sichtbar zu machen.
Durch die deutschlandweit stattfindenden Veranstaltungen sind bereits mehrere Kooperationen mit anderen Hochschulen und Hochschuldidaktischen Zentren zustande gekommen. So hat sich im Laufe der vergangenen Jahre rund um den Patternpool ein wachsendes Netzwerk gebildet. „Einen Ort, an dem man sich fach- und hochschulübergreifend austauschen und wirklich in die Tiefe diskutieren kann, hat man sonst selten. Das ist sehr wertvoll“, sagt Kowalzik. Nach Ende des Projekts im März 2026 soll der Patternpool communitybasiert weitergeführt werden, sodass Lehrende weiterhin didaktische Entwurfsmuster einreichen und publizieren können. „Unser Ziel ist es, die Plattform für die Zukunft auf sichere Beine zu stellen“, so Vissiennon. „Es wäre schön, wenn die Community und die Zahl der Pattern-Begeisterten weiterwachsen und noch mehr Lehrende vom Patternpool erfahren. Auch über den Förderzeitraum hinaus.“
Kommende Veranstaltungen
- Digitaler Schreibworkshop: „Gute Praxislösungen reflektieren und publizieren – Ein Patternworkshop“ am 25.11. und 11.12., jeweils von 9 bis 14.30 Uhr
Anmeldung und weitere Informationen unter folgendem Link
- „Info-Veranstaltung zu Patternpool – für Hochschuldidaktik und Lehrsupport“ am 09.01.2026. von 13 bis 15 Uhr
Anmeldung und weitere Infos unter folgendem Link
- Alle aktuellen Angebote: https://www.patternpool.de/aktuelles/
Zur Autorin
Raika Selle
Volontärin Kommunikation
Raika Selle ist Volontärin im Team Kommunikation der Stiftung Innovation in der Hochschullehre.