Jubiläumsserie: Interview mit Prof. Dr. Søren Salomo
Was haben Sie in den vergangenen fünf Jahren über Innovation gelernt?
Innovation im Kontext der Hochschullehre bedarf eines sehr motivierten Teams, das bereit ist, alle Widerstände zu überwinden und gemeinsam mit den motivierten Studierenden neue Lehr- und Lernkonzepte interaktiv zu entwickeln. Hoch innovative Ansätze müssen zügig auf ihre Umsetzung und Akzeptanz geprüft werden – agile Entwicklung schlägt langfristig und detailliert geplante Projekte.
Welche Innovationen haben Ihrer Meinung nach die Lehre in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich verändert?
Durch die Pandemie haben sich synchrone Online-Formate, wie zum Beispiel Zoom-Lehre, durchgesetzt. Dabei konnten innovative Ansätze wie digitale Breakout-Räume, digitale Werkzeuge zur „Co-Creation“ oder ad hoc Abstimmungen vergleichsweise schnell umgesetzt werden.
Auf welche Innovation warten Sie?
Als nächsten und naheliegenden Schritt der digitalen Erweiterung der Lehr- und Lernansätze warte ich auf digitale, KI-unterstützte Tutor*innen. Solche KI-basierten Lerntechnolgien besitzen echte „agency”, sodass wir Lernprozesse im Dreieck zwischen Lernenden, Lehrenden und „Maschine” gestalten können.

Zur Person
Prof. Dr. Søren Salomo
Søren Salomo ist Professor und Leiter des Fachgebiets für Technologie- und Innovationsmanagement der Technischen Universität Berlin.
Was denken Sie, wie kann Lehre in fünfzehn Jahren aussehen?
Wir sprechen in 15 Jahren nicht mehr von „Lehre“, sondern von „Lernen”. Damit verschiebt sich der Fokus von der Wissensvermittlung zum Ergebnis, von der „Einbahnstraße” zu gemeinsamen Lernprozessen, vom Wissensgewinn zu Kompetenzaufbau, inklusive der Befähigung zur Umsetzung. Aufgrund sehr guter Datenverfügbarkeit und digitaler Technologien sind vollkommen individualisierte Lernverläufe gestaltbar. Gleichzeitig vermeiden diese Lernverläufe individuelle Isolierung, sondern verstärken Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden. Lernen integriert umfangreich theoretische Kenntnisse mit Lernen am realen Problem und sichert so auch den Kompetenzaufbau in der praktischen Umsetzung. Der digitale Raum entwickelt sich in Richtung virtueller Räume, in denen lernzielgerechte Umgebungen physische Räume des Lernens kompatibel ergänzen und erweitern.