Jubiläumsserie: Interview mit Prof. Dr. Marion Halfmann
Was haben Sie in den vergangenen fünf Jahren über Innovation gelernt?
In den letzten fünf Jahren habe ich vor allem gelernt, dass Innovation ein kontinuierlicher Prozess ist und wir offen für Neues bleiben müssen. Innovation ist nicht nur technischer Natur, sondern umfasst auch die Bereitschaft, bestehende Prozesse und Denkmuster zu hinterfragen, neue Wege zu gehen, Veränderungen aktiv zu gestalten und auch mal Risiken einzugehen. Ich habe erkannt, dass Innovation nur dann gelingt, wenn alle Beteiligten – Studierende, Mitarbeitende und Partner – aktiv eingebunden sind und gemeinsam an Lösungen arbeiten. An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erarbeiten wir gerade den Hochschulentwicklungsplan für die kommenden fünf Jahre. Dies geschieht in einem partizipativen Prozess, den ich für die Entwicklung der Hochschule für essenziell halte.
Welche Innovationen haben Ihrer Meinung nach die Lehre in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich verändert?
Die Digitalisierung hat die Lehre in den letzten Jahren grundlegend verändert. Hybride und Online-Formate ermöglichen es, Lerninhalte flexibler und ortsunabhängiger zu vermitteln. Interaktive Plattformen, virtuelle Labore und KI-gestützte Lernsysteme haben das Lernen individueller und partizipativer gemacht. Besonders die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Kompetenzen sind und wie sie die Lehr- und Lernprozesse beschleunigen.
Auf welche Innovation warten Sie?
Ich freue mich besonders auf die Weiterentwicklung von immersiven Lernumgebungen, wie virtual reality und augmented reality, also computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Diese Technologien bieten das Potenzial, Lerninhalte noch anschaulicher und praxisnäher zu gestalten. Studierende könnten damit komplexe technische Prozesse hautnah erleben – das wird die Motivation und das Verständnis erheblich steigern. Auch die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz, um personalisierte Lernpfade zu entwickeln, sehe ich als große Chance.

Zur Person
Prof. Dr. Marion Halfmann
Marion Halfmann ist Präsidentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Zuvor war sie Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Niederrhein.
Wenn Sie zurückblicken: Was hätten Sie vor fünf Jahren gerne gewusst, was heute wichtig für Sie ist?
Vor fünf Jahren hätte ich gerne gewusst, wie entscheidend Digitalisierung und KI für die Zukunft der Hochschulbildung sein werden. Damals war das Thema zwar präsent, aber die Dringlichkeit wurde vor der Pandemie noch unterschätzt. Heute ist uns allen bewusst, dass digitale Kompetenzen, flexible und innovative Lernmodelle und der Einsatz von KI unverzichtbar sind, um Studierende optimal auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Diese Erkenntnisse sind für mich heute zentrale Bausteine, um die Qualität und Relevanz der Lehre an unserer Hochschule kontinuierlich zu verbessern.
Was denken Sie, wie kann Lehre in fünfzehn Jahren aussehen?
Flexibilität, Interaktivität und lebenslanges Lernen werden zentrale Elemente der Hochschullehre sein, um den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Welt gerecht zu werden. Ich gehe davon aus, dass Lehre noch stärker personalisiert und digital vernetzt sein wird. Durch die kontinuierliche Anpassung bestehender und Einrichtung neuer Studiengänge können wir an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sicherstellen, dass unsere Studierenden die Kompetenzen erwerben, die sie benötigen, um erfolgreich in einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt zu bestehen.