Mehr Hochschullehre auf Wikipedia
Ein Beitrag von Felix Greven
Seit September 2022 ist im Auftrag von uns ein eigenes Wiki-Portal zur Hochschullehre entstanden. Unter Anleitung erfahrener Wikipedianer:innen und der Leitung vom Didaktikzentrum BayZiel – Bayerisches Zentrum für Innovative Lehre hat sich eine rege, ehrenamtliche Projektgruppe gebildet, die in dem Projekt seit nunmehr zwei Jahren kontinuierlich bestehende Artikel ausbaut und neue Artikel zum Thema einstellt. Die Erfahrung zeigt: Am besten geht das in gemeinsamen Writing-Retreats.
Vorhaben gemeinsam definiert
Als ich Montagmittag ankam, saß die Hälfte der Teilnehmer:innen schon völlig in Wikipedia versunken an den Laptops. Einen festen Programmablauf gab es nicht, das ist so üblich in diesem Projekt. Die Teilnehmenden arbeiten an gemeinsam festgelegten Vorhaben und Bedarfen. Für Dienstvormittag waren wir mit einem erfahrenen Wikipedianer aus Hamburg verabredet, der uns dankenswerterweise per Zoom einige Fragen beantworten wollte.
Bis zur Fragestunde arbeiteten alle fleißig an bestehenden Wiki-Artikeln und führten Artikelentwürfe aus vorigen Retreats in stiller Gruppenarbeit fort. Euphorisiert von der hochkonzentrierten Arbeit der Professor:innen am Nebentisch, habe ich mich an meinen ersten Artikel zu einem Aspekt aus der Hochschulwelt gemacht: dem Wissenstransfer.
Projekt Wikipedia-Portal
In dem Projekt sind Beiträge zur Hochschuldidaktik, Rahmenbedingungen, Lehrentwicklung, Digitalisierung und Forschung zu Lehre neu entstanden und bestehende Artikel überarbeitet worden. Sie sind im Portal zur Hochschullehre zu finden. Weitere Einblicke in die Entstehung gibt es in unserem Blog-Artikel zu den Wirting Retreats.
Regeln gelernt
Beim informellen Austausch am Abend waren sich alle Anwesenden einig: Richtig gut für Wikipedia schreiben geht nur, wenn man sich konsequent Zeit dafür nimmt. Und im Hochschulalltag gelingt das selten. Umso wichtiger finden sie daher die intensiven Präsenztreffen. Ein wichtiger Aspekt dabei: Regionale Nähe, damit die Anreise im beruflichen Alltag nicht zu aufwendig ist. Deshalb finden die Treffen an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland statt.
Am nächsten Morgen finalisierten wir die ersten Artikelentwürfe. Anschließend mussten diese „gesichtet“ werden – so heißt es im Wikipedia-Sprech. Stellt jemand einen Artikel neu ein oder bearbeitet einen bestehenden Artikel, muss diese Änderung zunächst von erfahrenen Wikipedianer:innen gesichtet werden. Bis dahin ist der neue oder überarbeitete Artikel nicht öffentlich sichtbar. Sobald man selbst genug Bearbeitungen an Artikeln vorgenommen hat und einige weitere Voraussetzungen erfüllt, erhält man zunächst die „passiven Sichterrechte“. Mit denen werden die eigenen Änderungen oder neuen Artikel sofort öffentlich sichtbar. Man hat sich quasi als Wikipedianer:in behauptet. All diese Regeln und noch viel mehr lernten wir gemeinsam.
Bis zum Ende des Retreats lernten wir noch einige weitere Funktionsweisen kennen, besprachen kommende Artikel und Themenwünsche und tauschten uns weiter aus. Für die meisten Anwesenden war der Retreat eine Art kleines Klassentreffen. Man kennt sich aus dem Hochschulalltag, von Konferenzen und Netzwerkaktivitäten. Und neben neuen Erkenntnissen zur Arbeit in Wikipedia – und meinem ersten umfassenderen Artikel – nehme ich vor allem das mit: Erfolgreiche Hochschullehre geht nur über engagierte und vernetzte Akteur:innen. Echter Wissenstransfer findet am Ende immer über echte Personen statt.