Akteursgruppe
Studierende
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Werdegang
Gestartet bin ich 2017 in Kiel mit meinem Bachelorstudium in Betriebswirtschaftslehre. Wirtschaftliche Themen sind für mich schon immer von Interesse gewesen und ich wollte mehr darüber lernen. Doch während des Studiums sind es besonders die wenigen fachübergreifenden Seminare gewesen, die mich begeisterten. Die Begegnung mit Lehr-Lernformaten in Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung hat mich seither begeistert.
Während des Bachelors und bis heute bin ich bei den Students For Future in Kiel aktiv und habe mich hier im Rahmen Hochschulgesetznovellierung für Nachhaltigkeit eingesetzt, sowie mehrere Public Climate Schools mitorganisiert. Aus dem Engagement heraus habe ich einen statusgruppenübergreifenden Arbeitskreis zur Nachhaltigkeit in der Lehre mitgegründet. Mit diesem Arbeitskreis haben wir uns insbesondere in dem Prozess der Leitbilderstellung für Lehre und Lernen an der Christian-Albrechts-
Universität (CAU) zu Kiel eingesetzt, um die universitäre Lehre mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit auszurichten.
An der Universität habe ich im letzten Semester außerdem das Basisseminar „Zukunft nachhaltig mitgestaltet“ konzipiert und geleitet, welches den Grundstein für das Nachhaltigkeitszertifikat an der CAU darstellt. In dem interdisziplinären Seminar geht es inhaltlich um das Vermitteln von Nachhaltigkeitsgrundlagen durch interaktive Methoden. Darüber hinaus arbeite ich zur Zeit in Kooperation an einer Konzeption für ein Seminar zu transformativen Kompetenzen an der CAU. Zentrale Bestandteile sind hierbei das Verständnis eines gesamtinstitutionellen Wandels und der Fokus die Hochschule als Lerngegenstand an dem konkrete Veränderungen möglich sind.
Durch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten hat mich mein Weg zum netzwerk n e. V. geführt. Das netzwerk n setzt sich als studentischer Verein in ganz Deutschland für die nachhaltige Hochschultransformation ein und bildet dafür unter anderem jährlich Multiplikator*innen aus. Im letzten Jahr habe ich selbst am Wandercoaching Programm teilgenommen und durfte mich ausbilden lassen. Teil der Ausbildung zum Wandercoach sind unter anderem die Begleitung und Moderation von Prozessen, das Coaching von Gruppen, und die Konzeption von Workshops.
Im Rahmen des Programms habe ich dann ein Jahr lang Nachhaltigkeitsinitiativen und Nachhaltigkeitsbüros an Hochschulen im deutschsprachigen Raum gecoached. Seit Beginn dieses Jahres habe ich mein Engagement beim netzwerk n e.V. intensiviert und bin Teil des Vorstands. Ich bin froh durch diese Rolle noch einmal neue Möglichkeiten zu haben und die gesamtinstitutionelle Etablierung von Nachhaltigkeit an Hochschulen auf einer für mich neuen Ebene vorantreiben zu können. Nach vielen Überlegungen wollte ich gerne für mein Masterstudium den Blick mehr auf gesellschaftliche Fragestellungen legen und studiere daher nun International vergleichende Soziologie und Politikwissenschaften an der CAU in Kiel.
Wie würden Sie einem Kind aus Ihrer Fachdisziplin heraus erklären, was Nachhaltigkeit ist?
Ich sehe aktuell meine Fachdisziplin immer noch mehr in der Betriebswirtschaftslehre. Nachhaltigkeit ist immer ein Prozess. Ein Prozess, der eine neue Denkweise fordert. Eine Veränderung dessen, was in Teilen der Grundlagenmodule in den Wirtschaftswissenschaften als logische Entscheidung wahrgenommen wird. Denn schauen wir mit einem nachhaltigen Blick auf genau diese Entscheidungen, sind es nicht nur ökonomische Parameter, die einbezogen werden sollten.
Es geht insgesamt nicht darum nur eine Perspektive zu betrachten. Nachhaltigkeit bedeutet es mehr einzubeziehen. Es wird in einem Rahmen gedacht, der nicht am Ende zwangsläufig die kurzfristig kostengünstigste oder profitreichste Lösung für die sinnvollste erachtet. Soziale, ökologische und ökonomische Parameter sind zu betrachten und abzuwägen, ohne im Vorfeld eine Gewichtung vorzunehmen. Nachhaltiges Denken legt den Fokus auf die Verbindung von Sichtweisen und strebt langfristige Lösungen an, die den Lebensraum für Menschen erhalten und fördern.
Lösungen müssen dafür ihre Auswirkungen auf Menschen weltweit und auf zukünftige Generationen betrachten. Ganz konkret bedeutet das zum Beispiel die Arbeitsbedingungen der Menschen innerhalb der gesamten Liefer- & Produktionskette mit einzubeziehen, die weitere Verwendung der eingesetzten Ressourcen mitzudenken und diese als Kreislauf zu verstehen. Außerdem sollten bei der Kostenkalkulation auch die bisher externalisierten Kosten, wie zum Beispiel für entstehende Umweltzerstörungen, mit realen Bewertungen mit aufzunehmen.
Nachhaltiges Handeln erfordert es eine neue Kultur zu etablieren, die Fragestellungen ganzheitlich betrachtet. Dafür bedarf es Institutionen,
Organisationen und Unternehmen sich in ihrer Gesamtheit zu transformieren. Hier kann die universitäre Ausbildung eine wichtige Rolle spielen. Eine interaktive Lehre, die verschiedene Perspektiven aufzeigt und Verbindung zwischen den Fachdisziplinen herstellt und fördert, wird einen wichtigen Beitrag für die Art und Weise leisten, mit der Menschen nach ihrer Zeit an der Universität an Probleme herantreten und wie sie mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen können.