Beitrag vom
10.04.2024
Studie zu OER
Offene Lehre nachhaltiger machen
Ein Beitrag von Dr. Klaus Wannemacher
Es gibt eine Zurückhaltung bei der Nachnutzung von OER und eine Vielfalt an Ansätzen und Praktiken der Beschreibung von Material.
Gute offene Lehre hängt von vielfältigen Faktoren ab: Offene Lehr- und Lernangebote benötigen geeignete Voraussetzungen auf infrastruktureller, technischer, organisationaler und didaktischer Ebene. Die Akteure aus der Szene blicken aktuell zwar auf eine vielfältige Landschaft an OER-förderlichen IT-Infrastrukturen für die Hochschulen, aber eine unzureichende Integration von OER-Portalen, -Plattformen und -Tools. Wir sehen eine Zurückhaltung bei der Nachnutzung offener Lehr-/Lernmaterialien und eine Vielfalt an Ansätzen und Praktiken der Beschreibung von Material. Vor diesem Hintergrund bedarf es neuer Ansätze, um OER nachhaltiger zu machen.
Das University:Future Festival findet vom 05. bis 07. Juni 2024 in Berlin, im digitalen Raum sowie an mehreren Partnerbühnen statt. Das Motto: “Tales of Tomorrow“. Dr. Klaus Wannemacher hält auf der digitalen StIL-Stage einen Vortrag mit dem Titel „Didaktische Metadaten: Eckpfeiler nachhaltiger Open Education“
Hochwertige didaktische Metadaten entscheidend
Um zur Nachnutzung geeignete Materialien mit geringem Aufwand auffinden zu können, müssen die Materialien differenziert verschlagwortet sein.
Um die Voraussetzungen für offene Lehrangebote zu verbessern, sollte Lehrenden das Auffinden von OER für eigene Lehrveranstaltungen erleichtert werden. Lehrende, die Lernobjekte wie Internetdokumente, Videos und Bilder, die auf OER-Portalen bereitgestellt werden, auf eine Nachnutzbarkeit prüfen wollen, benötigen dafür häufig viel Zeit. Um Materialien, die sich für eine Nachnutzung eignen, mit geringem Aufwand auffinden zu können, müssen die Materialien differenziert verschlagwortet sein. OER, die keine begleitenden Angaben zu allgemeinen Aspekten, zum Entstehungskontext, zu Zugang und Lizenzrechten, Didaktik oder Technik enthalten, sind für potenzielle Nachnutzer:innen nur schwierig einzuschätzen. Um den Such-Aufwand gering zu halten, bedarf es hochwertiger Metadaten. Für die Nachnutzung in konkreten Lehrveranstaltungen sind vor allem didaktische Metadaten von erheblicher Bedeutung.
Da gängige Metadatenstandards wie „Learning Objects Metadata“ (LOM) eine didaktische Verortung und Kontextualisierung nur in eher allgemeiner Weise ermöglichen, sind das HIS-Institut für Hochschulentwicklung, der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz, die Geschäftsstelle des Landesportals ORCA.nrw und die Stiftung Innovation in der Hochschullehre im Rahmen einer durch die Stiftung finanzierten Kooperation folgenden Fragen nachgegangen: Welche Ansätze der Abbildung didaktischer Aspekte von OER bestehen in Metadatenstandards? In welcher Form können didaktische Szenarien in der Hochschullehre beschrieben werden? Und welche didaktischen (Mindest-)Angaben sind erforderlich und hilfreich, um die Nachnutzung von OER zu intensivieren?
Studie: Didaktische Metadaten in OER- und Lehrportalen
Bereitschaft zur Verschlagwortung stärken
In einer vorangehenden Studie zu „Offenen Bildungsinfrastrukturen“ standen insbesondere zwei Aspekte im Vordergrund, um die Auffindbarkeit offener Lehrmaterialien zu verbessern: die Anforderungen an eine OER-förderliche IT-Infrastruktur und die Möglichkeiten zur Stärkung der Interoperabilität zwischen Informations- und Weiterbildungsportalen für die Hochschullehre. Die aktuelle Studie geht hingegen stärker auf bessere Rahmenbedingungen für eine nachhaltige offene Lehre und für die breitere Nachnutzung offener Lehrmaterialien ein. Die Ergebnisse zeigen, dass OER- und Lehrportale und die Hochschulen den Lehrenden ein besseres Verständnis davon vermitteln sollten, dass für eine erfolgreiche offene Lehre und die Nachnutzung von OER die Bereitschaft zur Verschlagwortung offener Lehr- und Lernmaterialien unerlässlich ist. Dazu können Handreichungen zur offenen Lehre, Lehrvideos, Einzelberatungen o. ä. genutzt werden. Zudem sollten OER- und Lehrportale „Convenience-Aspekten“ wie einer unkomplizierten Gestaltung des Metadaten-Dialogs oder dem Angebot einer Unterstützung oder Rückmeldung zu Metadaten für Lehrende künftig stärker Rechnung tragen.
Eine Teilautomatisierung von Metadaten-Dialogen könnte das Angebot an aussagekräftigen didaktischen Metadaten deutlich stärken.
Insbesondere wünschen sich Nutzer:innen auch, dass OER-Portale Möglichkeiten einer automatisierten semantischen Verschlagwortung von OER mittels generativer KI-Technologien prüfen. Eine Teilautomatisierung von Metadaten-Dialogen könnte nach Einschätzung Lehrender das Angebot an aussagekräftigen didaktischen Metadaten und mittelbar die Nachnutzung von OER deutlich stärken. Die vollständigen Studienergebnisse lassen sich dem Bericht „Didaktische Metadaten in OER- und Lehrportalen“ entnehmen. Darin geben wir weitere Anregungen, wie die Verschlagwortung von Lehrmaterialien durch Anreize und Unterstützungsmaßnahmen gefördert werden kann und wie Metadaten einen Beitrag zur didaktischen Professionalisierung von Lehrenden leisten können.
Zum Autor
Dr. Klaus Wannemacher
Dr. Klaus Wannemacher studierte Germanistik und Evangelische Theologie an Universitäten in Göttingen, San Diego und Heidelberg. Er befasst sich bei HIS-HE in Forschungsprojekten mit dem Einsatz digitaler Lehr- und Lernformate an den Hochschulen. Zu seinen Schwerpunkten zählen unter anderem Zukunftskonzepte der Hochschulbildung und die Qualitätsentwicklung für freie Lehr- und Lernmaterialien.