Beitrag vom
15.03.2022
Infopoint Hochschullehre
Wie Grundlagenveranstaltungen gelingen können
Ein Beitrag von Dr. Ivo van den Berk
Für viele Studierende ähnelt der Einstieg in die Hochschulwelt der ersten Reise in ein fremdes Land. Die Vorfreunde und Erwartungen sind groß und man fühlt sich gut gerüstet. Doch dann scheitert man daran, einen Kaffee zu bestellen, weil das Zahlungsmittel nicht funktioniert oder weil man schlicht nicht bedacht hat, dass Cafés um diese Uhrzeit nicht geöffnet haben. Kurz: Man wird relativ unvorbereitet mit anderen Abläufen oder Anforderungen konfrontiert, für die man noch keine Lösung hat – und die einen erstmal ratlos machen oder sogar frustrieren.
Aus der Perspektive der Lehrenden stellt sich das als große Herausforderung dar, denn sie können unmöglich wissen, mit welchen Voraussetzungen und Annahmen die einzelne Studentin, der einzelne Student das Studium beginnt.
Nachdem wir im vergangenen Jahr in der Infopoint-Reihe mit dem Hochschulforum Digitalisierung das Thema Digitale Prüfungen bearbeitet haben, stehen in diesem Jahr die Grundlagenveranstaltungen auf dem Programm (hier geht es zur Anmeldung).
Mehrere Funktionen
In den Grundlagenveranstaltungen entscheidet sich, mit welchem Elan Studierende das Studium aufnehmen.
Wir haben uns für dieses Thema entschieden, weil der Studienstart ein ganz zentraler Moment ist. Lehrende lernen ihre Studierenden kennen, Studierende eine für sie fremde Hochschulwelt.
Grundlagenveranstaltungen haben mehrere Funktionen: Sie sollen den Studierenden sowohl Orientierung und Überblick bieten als auch in besonderer Weise die fachlich-methodische Basis für ein möglichst gelingendes Studieren legen. Sie dienen aus Studierendensicht auch der Überprüfung der Passung mit und der Entscheidung für ein Studium und für das Fach. Kurz: In den Grundlagenveranstaltungen entscheidet sich, mit welchem Elan und welchen Ressourcen sie das Studium aufnehmen.
Uns interessiert nun, wie Lehrende herausragende Grundlagenveranstaltungen so gestalten, dass sie möglichst vielen dieser Anforderungen gerecht werden. Was macht Lehre gut? Wie schaffen es die Lehrenden, dass Studierende systematisches Grundlagenwissen aufbauen und direkt in der Lage sind, dieses Wissen in anderen Handlungssituationen anzuwenden? Wann und warum können die Studierenden auch nach drei Semestern das Gelernte noch in anderen Kontexten anwenden? Wie motivieren oder begeistern die Lehrenden ihre Studierenden für ihr Fach?
Für andere Hochschulen bereitstellen
Das Wesen des Faches erfordert mitunter ganz verschiedene Herangehensweisen.
Das wird von Fach zu Fach unterschiedlich sein: mal steht beispielsweise das Verstehen von Konzepten im Vordergrund, ein anderes Mal müssen verstärkt auch Praktiken automatisiert, also eingeübt werden. Das Wesen des Faches erfordert deshalb mitunter eine ganz verschiedene Herangehensweise. Deshalb haben wir uns entschieden, Expert:innen aus den unterschiedlichen Fächern bzw. Fachgruppen zu bitten, uns ihre fachliche Praxis einmal vorzustellen. In den Veranstaltungen möchten wir alle Fragen klären und diskutieren, inwiefern die Beispiele auch an anderen Hochschulen – in veränderter Form – übernommen werden können.
Trotz dieser zum Teil großen Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern gibt es schließlich drei zentrale Gemeinsamkeiten. Erstens die menschliche Fähigkeit zu lernen (Wie gelingt Lernen?/Lerntheorie). Zweitens das Lehren, Lernen und Prüfen im gemeinsamen Kontext Hochschule und Wissenschaft (Wie gelingt Lehren? Constructive Alignment und Wissenschaftsdidaktik). Und drittens das gemeinsame Ziel, Studierende zu befähigen, die Gesellschaft kompetent und professionell handelnd mitzugestalten (Was ist das Ziel von Hochschullehre? Kompetenz- und Handlungsorientierung).
Los geht es mit dem Kick-Off am 8. April. Prof. Dr. Isabel Steinhardt von der Universität Paderborn und Dr. Angelika Thielsch von der Universität Göttingen setzen dort den Rahmen für die nachfolgenden fachlichen Infopoints.

Zum Autor
Dr. Ivo van den Berk
Teamleiter Wissenstransfer
leitet das Team Wissenstransfer der Stiftung Innovation in der Hochschullehre.