Beitrag vom
22.08.2022
Gefördertes Projekt NW 4.0
18 Hochschulen in einem Projekt
Ein Beitrag von Antonia Hildebrandt
Die meisten Musikhochschulen in Deutschland sind recht klein, sie haben 500 bis 1500 Studierende. “Sie haben meistens keine eigene Abteilung für digitale Lehrentwicklung oder Qualitätsmanagement”, sagt Dr. Christiane Kühne, Projektleiterin des Netzwerks der Musikhochschulen 4.0 (NW 4.0). „Da kommen wir ins Spiel. Bei uns arbeiten die 18 Musikhochschulen in zurzeit elf verschiedenen Teilprojekten mit unterschiedlichen Schwerpunkten zusammen und tauschen sich über ihre Erfahrungen und gute Praxis aus. So können wir die digitale Lehre an den Musikhochschulen voranbringen.“
Zur Person
Dr. Christiane Kühne
Projektleiterin des Netzwerks der Musikhochschulen 4.0
Sie ist diejenige, die mit ihrem Team dafür sorgt, dass die Expert:innen der Musikhochschulen miteinander in Kontakt treten und Arbeitsbeziehungen entwickeln. 11 Teilprojekte und 18 Hochschulen: Wie behält man da den Überblick? „So schwierig ist das gar nicht“, lächelt Christiane Kühne und erklärt, dass das Team dafür im Grunde nur eine einfache Tabelle benutzt. „Horizontal gibt es 18 Zeilen – für jede Hochschule eine. Vertikal gibt es 11 Spalten – für jedes Teilprojekt eine. Und dann haben wir Kreuze gesetzt, wo sich Teilprojekt(e) und Hochschule treffen. So ist klar, wer wo mitarbeitet.“ Die Hochschulen sind an 2 bis 8 Teilprojekt-Arbeitsgruppen beteiligt. Und dann gibt es noch Teilprojekt-Steckbriefe, die die Ziele und Inhalte im Überblick beschreiben.
Voraussetzung für Mitarbeit
Dabei sein kann, wer Erfahrungen hat und sie teilen und ausbauen möchte.
Dabei sein kann, wer Erfahrungen hat und sie teilen und ausbauen möchte. Beispiel Teilprojekt „Digitale Räume für künstlerische Praxis“: Es geht darum, wie digitale Konzertsäle, Proben- und Unterrichtsräume aussehen können. Welche technische Ausstattung wird benötigt? Welche Software funktioniert gut, welche nicht? Sind damit auch digitale Prüfungen möglich? Oder können Musizierende von unterschiedlichen Orten in Deutschland aus zusammengeschaltet werden? Welche Erfahrungen gibt es mit Verzögerungen bei Übertragungen? Es geht um Good- und Best-Practice-Beispiele, also um belastbare Erfahrungswerte. „Es soll nicht so sein wie bei Gruppenarbeit früher in der Schule: Zwei machen die ganze Arbeit und fünf hören nur zu.“ Kühne lächelt. „Mitmachen in den Teilprojekten kann nur, wer sich aktiv einbringt.“
(Teil-) Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden aber allen Hochschulen des Netzwerks zur Verfügung gestellt – das ist der Kerngedanke des Voneinander-Lernens – zurzeit über eine Cloud-Lösung. Und sie werden bei zahlreichen Veranstaltungen präsentiert. „Derzeit arbeiten wir an einer neuen Website für das Netzwerk.“, berichtet Kühne. Auch über ein Intranet sollen die Ergebnisse dann zugänglich gemacht werden.
Themen und Aufbau
„Es ist ein agiles, sehr mitgliederorientiertes System, das Wünsche der Hochschulen aufgreift und in Projekte gießt.“
Christiane Kühne ist besonders stolz darauf, dass die Themen für die Teilprojekte von den Musikhochschulen kommen. „Es ist ein agiles, sehr mitgliederorientiertes System, das Wünsche der Hochschulen aufgreift und in Projekte gießt.“ Als Beispiel nennt sie das „Lehrzertifikatsprogramm“, an dem zehn Hochschulen mitarbeiten. Es soll ein Fortbildungsprogramm entwickelt werden, das idealerweise von der künstlerischen Lehre bis zur Musiktheorie alle Lernbedarfe erfasst. Es geht um Fragen wie: Welche Online-Kompetenzen sind erforderlich, welche sind wünschenswert? In welchen Formaten kann die Vielfalt der Kompetenzen am besten vermittelt werden? Wie kann auf welchen Vorkenntnissen aufgebaut werden?
Was an der „Basis“ gewünscht werde, das erfahre das Netzwerk auch von den Koordinator:innen an den Musikhochschulen vor Ort, erläutert Kühne. “Sie sind unser Bindeglied in die Hochschulen und kennen die Expert:innen ebenso wie die Belange der Studierenden.”
Kühne selbst gehört zum „zentralen Netzwerk-Service“, der „operativen Arbeitseinheit“ des Verbundprojekts. Die Leitung des Netzwerks 4.0 obliegt dem Lenkungskreis: das sind 18 Personen aus den Hochschulleitungen der Mitgliedshochschulen. Diese wiederum haben einen vierköpfigen „Vorstand“ gewählt – das Strategiegremium, der die operative Projektarbeit steuert.
Nächste Schritte?
In den vergangenen zwei Jahren habe es aufgrund der Pandemie viele digitale Sofortmaßnahmen an den Hochschulen gegeben, die nun gesammelt, systematisiert und bewertet werden. „Aus dem Krisenprogramm der Corona-Zeit zukunftsweisende digitale Lehrkonzepte und Instrumente zu identifizieren und weiterzugeben, ist eigentlich nur der erste Schritt“, sagt Kühne. „Die nächsten Aufgaben und zentralen Fragen sind abzusehen: Auf welche Schwerpunkte läuft es hinaus, auf welche neuen Aspekte wird sich die Arbeit konzentrieren? Wo wirkt Digitalisierung wirklich bereichernd für die künstlerische Lehre an Musikhochschulen? Wo sollten wir uns spezialisieren?“ Sie hoffe, dass das Netzwerk in den nächsten Jahren diese Fragen beantworten kann.
Zur Autorin
Antonia Hildebrandt
Kommunikationsmanagerin
Antonia Hildebrandt ist Kommunikationsmanagerin der Stiftung Innovation in der Hochschullehre