Eine Professur für neue Lehrideen
Ein Beitrag von Antonia Hildebrandt
Gemeinsam arbeiten sie daran, ihre Lehre spannend und modern zu gestalten: Medieninformatiker Markus Heckner und Wirtschaftsinformatikerin Ulrike Plach teilen sich eine Lehrinnovationsprofessur. Diese verschafft ihnen Freiraum, unter anderem wurde ihr Lehrdeputat verkleinert.
Lehren, was die Studierenden beschäftigt
„Ich kann aktuelle Themen aufgreifen und direkt in die Lehre einbauen“: Markus Heckner schwärmt, wenn er von den Möglichkeiten erzählt, die er und seine Kollegin Ulrike Plach durch das Programm haben. „Viele Studierende nutzen für Programmier-Aufgaben den Chatbot ChatGPT, der unterstützen kann. Wir haben nun die Chance, uns zu überlegen, ob unsere Aufgaben noch aktuell sind“, erklärt Heckner. Außerdem wollen sie neue Themen aufgreifen, zum Beispiel ‚Prompt Engineering‘: „Die Studierenden lernen, wie sie mit ChatGPT reden müssen, um die Antworten zu bekommen, die sie benötigen“, erläutert Heckner weiter.
Ein anderes Arbeitspaket, das die beiden sich gesetzt haben, sind Kurse im Bereich der Digitalisierung. Dazu wollen sie aber zunächst klären, welche Inhalte für die Studierenden interessant wären, erzählt Plach. „Wir wollen nutzerzentriert vorgehen. Wir laden Studierende aus jeder Fakultät ein zu Workshops in kleinen Gruppen. Dort reden wir unter anderem darüber, was für Module und welche Inhalte sie sich wünschen. Im nächsten Semester wollen wir dann eine quantitative Online-Befragung durchführen. Und anschließend wollen wir die Ergebnisse an Lehrende, Dekan:innen, Studiengangsleiter:innen und andere zurückspielen und natürlich in unsere Arbeit einbauen.“
Besonders spannend bei den Befragungen waren für ihren Kollegen Heckner die Themen Interdisziplinarität und Digitalisierung. „Wir haben unter anderem gefragt, was Digitalisierung bedeutet. Heraus kam, dass das je nach Fachrichtungen völlig verschiedene Dinge sind. Zum Beispiel gehört in der Informatik so etwas wie die Verbesserung der User Experience dazu. In der Architektur hingegen ist es beispielsweise die Anwendung eines neuen 3D-Tools.“ Seine Erfahrung: „Viele Studierende sehen, dass Kollaboration mit anderen Fachrichtungen sinnvoll ist. Für andere gehört das aber einfach noch nicht zur Fachkultur – gerade bei ihnen können wir ansetzen und Angebote schaffen, um zu zeigen, was möglich ist.“
Zu den Personen
Prof. Dr. Ulrike Plach, Prof. Dr. Markus Heckner und Yannick Rodrain (v.l.n.r.)
Fotografin: Katharina Scheidig
Innovation im Fokus
Die Lehrinnovationsprofessuren sind auf sechs Semester angelegt und werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Plach und Heckner teilen sich eine der ersten sechs, insgesamt soll es 16 solcher Professuren an der OTH Regensburg geben.
Yannick Rodrian von der Servicestelle Lehre und Didaktik ist für die Lehrinnovationsprofessuren zuständig. Welche Professor:innen wurden ausgewählt? „Ein bunt zusammengesetztes Gremium hat die Anträge bewertet“, sagt Rodrian. Mehrere Kriterien seien entscheidend gewesen, darunter unter anderem der Innovationsgehalt des Themas und der Fokus auf die Studierenden. Zudem sei Nachhaltigkeit besonders wichtig: „Das Erreichte soll auch nach dem Ende der Lehrinnovationsprofessur weitergeführt werden können“, erläutert Rodrian. „Und die erprobten Innovationen sollen nicht nur in einem kleinen Bereich wirken, sondern auch auf die Umgebung ausstrahlen. In Elektro- und Informationstechnik beispielsweise bindet ein Lehrinnovationsprofessor ein USB-Gerät für Experimente mit Messtechniken innovativ in seine Lehre ein. Der Kollege hält jetzt Workshops für die anderen Lehrende der Fakultät, damit sie das auch tun können.“
Markus Heckner ist Beauftragter für die Regensburg School of Digital Sciences (RSDS). Sie hat zum Ziel, die Digitalisierung als interdisziplinäres Thema in allen Studiengängen der OTH zu verankern. Sie bietet Kurse wie das Zusatzstudium „Digital Skills“ an, die von Studierenden aller Fachrichtungen belegt werden können. „Digital Skills“ soll die Teilnehmenden bestmöglich auf die Arbeitswelt vorbereiten. An der RSDS läuft das von uns geförderte Projekt „Build digital competences and explore Digital Sciences (BeDiSc)“. Durch das Projekt konnten unter anderem für die „Digital Skills“-Kurse einige Lernboxen mit programmierbaren Lego-Robotern angeschafft werden. Da sich immer mehr Studierende für die Kurse interessieren, wollen Plach und Heckner das Angebot nun skalieren.
Vernetzung trotz unterschiedlicher Fachlichkeit
Problemlösungen diskutieren Heckner und Plach nicht nur zu zweit, sondern auch mit anderen Lehrinnovationsprofessor:innen. Yannick Rodrian organisiert regelmäßig Vernetzungstreffen: „Auch wenn Inhalte und Fachrichtungen der Projekte unterschiedlich sind, gibt es immer wieder strukturelle Entwicklungen und Erkenntnisse, die den anderen sehr gut helfen können.“
Das Beste an der Lehrinnovationsprofessur ist für Ulrike Plach neben der guten Zusammenarbeit, dass sie ihrer Leidenschaft für Lehre nachgehen kann: „Ich brenne dafür, Informatik allen näherzubringen, insbesondere Frauen. Ich habe oft gehört, dass sie sich das Programmieren nicht zutrauen. Aber das ist kein Hexenwerk, das kann jede und jeder erlernen. Manch einer tut sich vielleicht schwerer damit, aber grundsätzlich kann jeder in digitale Themen einsteigen. Und durch die Lehrinnovationsprofessur haben wir die Chance, einen angstfreien Raum mit spielerischem Zugang zu schaffen.“
Zur Autorin
Antonia Hildebrandt
Kommunikationsmanagerin
Antonia Hildebrandt ist Kommunikationsmanagerin der Stiftung Innovation in der Hochschullehre