Beitrag vom
09.05.2023
Projekt HyteQ
Verpflichtend Lehre lernen
Ein Beitrag von Antonia Hildebrandt
Birgit Probst ist Doktorandin am Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik und doziert zusammen mit Kolleg:innen in einem Seminar für Bachelor-Studierende, in welchem sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden praktisch angewendet werden. „Ich wollte mehr darüber lernen, wie Seminare strukturiert aufgebaut und Inhalte pädagogisch am besten vermittelt werden können.“
Das Projekt "TUM Hybrid and Digital Teaching Quality (HyteQ)"
An der Technischen Universität München wurden in den vergangenen 12 Monaten Lehre, Lernen und Prüfungen weitgehend digitalisiert. Das Projekt HyteQ will diese Entwicklung fortführen und in einen konsolidierten Transformationsschub für hybride Lehre überführen: 8 Maßnahmen fügen sich in den Dreiklang von Lehren, Lernen und Prüfen ein und sollen spezifische Innovationen einbringen
Mehr Informationen gibt es auf der Projektseite von HyteQ.
Hilfe für den Übergang
Die TUM School of Life Sciences ist die erste School, an der das Programm absolviert werden kann. Prof. Harald Luksch ist hier Prodekan für Studium und Lehre. „Ich sehe, dass es bei Doktorand:innen und Post-Docs nicht immer leicht ist, aus der Studierenden-Rolle in die berufliche Lehrenden-Rolle zu wechseln. Ich halte es deshalb für sinnvoll, diesen Übergang professionell zu begleiten – und genau das leistet das Onboarding“, erklärt Luksch in einem Interview mit der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung ProLehre|Medien und Didaktik der TUM.
„Wir wollen, dass alle zumindest die Grundlagen kennen.“
Verantwortlich für das Programm ist Amélie Prebeck. Gemeinsam mit einer Kollegin leitet sie das „HyteQ“-Teilprojekt „Onboarding für alle neuen Lehrenden“. Seit 13 Jahren ist Prebeck in der Hochschuldidaktik tätig. Ein breit angelegtes Programm zu etablieren, das alle neuen Lehrenden absolvieren, sei ein Herzensprojekt, sagt sie. „Hochschuldidaktische Angebote gibt es an vielen Hochschulen in Deutschland. Aber meistens erreicht man damit nur die Lehrenden, die sowieso an dem Thema interessiert sind. Wir wollen, dass alle zumindest die Grundlagen kennen.“
Bedarfe erfragt
Prebeck hat in der Vergangenheit oft auf Onboarding-Systeme in Nachbarländern, wie zum Beispiel Großbritannien, Schweden und Finnland geschaut. „Dort gibt es bereits verpflichtende Angebote für alle Lehrenden. Das hat mich und meine Kolleg:innen inspiriert, auch hier das Thema anzugehen.“ Konkrete Ideen für die Ausgestaltung haben dann interne Gespräche mit Expert:innen geliefert. „Wir haben Hochschuldidaktiker:innen befragt und natürlich die Lehrenden selbst: Was wären Ziele oder angestrebte Lernergebnisse eines solchen Programms? Was wären Elemente, die da hineingehören?“
Herausgekommen ist ein 12-stündiger Online-Kurs auf Englisch, der auf drei bis vier Wochen verteilt stattfindet. Es gibt synchrone und asynchrone Phasen. Einige davon sind für alle Teilnehmer:innen gleich, für die anderen können sie aus drei Themenschwerpunkten wählen: „Supervising student theses“, „Designing courses“ und „Designing and grading exams“.
Amélie Prebeck
Amélie Prebeck ist Expertin für Ingenieurdidaktik. Sie arbeitet seit 2015 bei ProLehre | Medien und Didaktik Institute for LifeLong Learning an der TUM, wo sie Mitglied in den Kompetenzteams „Lehr- und Lernkonzepte“ und „Beraten und Begleiten“ ist.
Birgit Probst
Birgit Probst ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wald- und Umwelttechnik an der TUM.
Tipps für den Einstieg
„Wie steige ich in das Seminar ein? Wie motiviere ich Studierende?“
Großes Interesse
Sie gehörte zu den rund 30 Teilnehmer:innen der Pilotphase des Programms. Nun wollen Prebeck und ihr Team das Programm bis zum Ende des Jahres für alle Schools und Fakultäten anbieten. Für die TUM School of Management sind beispielsweise bereits mehr als 100 Anmeldungen eingegangen. „Das große Interesse hat uns positiv überrascht“, sagt Prebeck. Dabei ist ihr wichtig, dass die jeweiligen Dekane und Dekaninnen mit eingebunden werden. „Für eine breite Akzeptanz ist es entscheidend, dass wir die Unterstützung der Leitungen der Schools haben und sie hinter dem Programm stehen.“ Das Angebot soll für die neuen Lehrenden verpflichtend sein „Wobei wir das Wort ‚verpflichtend‘ eigentlich gerne meiden wollen“, erläutert Prebeck. „Wir sehen uns schon jetzt bestätigt in der Annahme, dass der Kurs einen wichtigen Bedarf deckt. Jetzt wünschen wir uns, dass der Nutzen sich herumspricht, sodass es einfach normal wird, daran teilzunehmen.“
Zur Autorin
Antonia Hildebrandt
Kommunikationsmanagerin
Antonia Hildebrandt ist Kommunikationsmanagerin der Stiftung Innovation in der Hochschullehre