Beitrag vom
27.06.2023
Lehren im Leben
Prof. Dr. Tanjev Schultz
Zur Person
Prof. Dr. Tanjev Schultz
Prof. Dr. Tanjev Schultz ist Professor am Journalistischen Seminar und am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er arbeitete von 2003 bis 2016 als Politik-Redakteur für die Süddeutsche Zeitung, für die er weiterhin als freier Autor tätig ist. Zunächst war er verantwortlich für die bildungspolitische Berichterstattung, später für Themen der Inneren Sicherheit, Terrorismus und politischen Extremismus.
Fotocredit: © JS Mainz
1. Wenn Sie sich zurückerinnern: Was haben Sie als erstes bewusst gelernt?
Dass ich eine Schwester habe, die mich gut unterhalten, aber manchmal natürlich auch geärgert hat.
2. Und was haben Sie zuletzt gelernt?
Im Linksverkehr Auto zu fahren.
3. Was mussten Sie schmerzhaft lernen?
Dass ich das, was mir gerade noch ganz klar und präsent ist, morgen schon vergessen oder durcheinandergebracht haben kann.
4. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Schulzeit?
Angenehm viel Heiterkeit in der Klassen- und Kursgemeinschaft und wichtige Anregungen auch jenseits des Unterrichts, u.a. in einer „Öko AG“ und einer „Philosophie AG“.
5. Was hat Sie in Ihrem Studium an der Lehre begeistert – und was gestört?
Es gab Lehrende mit Leidenschaft für die Sache und ehrlichem Interesse ans uns Studierenden, störend war manchmal bei anderen eine zu spürende Bräsigkeit oder Resignation.
6. Was hat Sie dazu gebracht, selbst lehren zu wollen?
In meiner Arbeit als Journalist habe ich gemerkt, dass es mir Freude bereitet, Praktikanten und Volontäre zu betreuen.
7. Was haben Sie von Ihren Studierenden gelernt?
Dass Jüngere oft über eine hohe soziale Intelligenz und Sensibilität verfügen.
8. Was macht gute Lehre aus?
Dass sie den Wunsch erzeugt, noch mehr erfahren und erkennen zu wollen und dafür auch selbständig etwas zu tun.
9. Von wem hätten Sie gerne mehr gelernt?
Von meinem Doktorvater Bernhard Peters, der viel zu früh gestorben ist.
10. Was mussten Sie lernen, wollten es aber nie?
Bodenturnen – und ich habe es übrigens auch nicht gelernt.
11. Was würden Sie gerne lehren können?
Wie Menschen glücklich und Gesellschaften friedfertig werden.
12. Welche Innovation halten Sie für überschätzt?
VR-Brillen.
13. Und auf welche Innovation warten Sie?
Es kommt doch ohnehin anders.
14. Welches Problem können Sie gerade nicht lösen?
Das wollen Sie nicht wissen, es geht um Administratives – alltäglicher Kram, der eben an Unis dazugehört.
15. Aus guten Büchern kann man viel lernen. Was lesen Sie gerade – und was lernen Sie dabei?
„Ein Tag im März“ – Ein Sachbuch von Philipp Austermann über das Ermächtigungsgesetz und den Untergang der Weimarer Republik. Es ist lehrreich, sich immer wieder auch die Details anzuschauen, um zu begreifen, wie die NS-Herrschaft möglich war.
16. Nehmen Sie uns mit in die Zukunft: Wie sieht Lehre in 50 Jahren aus?
Es wird weiter einen Kern von persönlichen Begegnungen geben, in denen Ideen ausgetauscht werden und Menschen andere Menschen direkt inspirieren. Sie bleiben unverzichtbar: echte Lehrende.