Aus Leuchttürmen Flutlichter machen
Ein Beitrag von Antonia Hildebrandt
„E-Learning entlastet Lehrende und motiviert Studierende.“ So könnte das Motto von Hans-Martin Pohl und Ann-Christine Hadam lauten. Pohl gehört zur Leitung des Projekts „GO-IN“, Hadam koordiniert einen Expert:innenpool. Sie und ihre Mitstreiter:innen im Projekt haben es sich zum Ziel gesetzt, gute Lehrideen einzelner Lehrender auch anderen zugänglich zu machen. „Diese Ideen sind wie Leuchttürme. Wir wollen, dass sie zu Flutlichtern werden“, so beschreibt es Pohl.
Lösungen finden
Das Projekt hat einen Pool an Expert:innen für Lehre aufgebaut. Diese kommen aus allen acht Fachbereichen der Hochschule und vereinen Fachlichkeit und Didaktik. Ihr Job ist es, Lehrende zu beraten und digitale Lösungen für Herausforderungen zu finden. Und zwar, indem sie gute Lehrideen ausfindig machen. „Wir denken vom Problem her. Ein Beispiel sind Studierende, die schlecht auf Prüfungen vorbereitet sind. Wir überlegen, was man tun kann.“ Die Antwort von Hadam und Pohl: ein digitales Escape Game. Das hatte eine Professorin entwickelt – und sie haben daraus nun eine Art Baukasten gemacht, den andere einsetzen können. „Alle Lehrenden können den nutzen. Sie müssen nur ihre eigenen Fragen und Antworten eingeben und haben in 30 Minuten ein auf ihre Prüfung zugeschnittenes Escape Game“, erklären Hadam und Pohl.
Projekt „Gemeinsam Onlineformate weiterentwickeln - Innovativ und Nachhaltig"
Auf dieser Website finden Sie Aktuelles rund um das Projekt, eine Liste der Transferprojekte, einige Beispiele für Good-Practices und dazu passende Tools in der Materialienerstellung und viele weitere Informationen rund um das Projekt.
Damit die gleichen Ideen von Lehrenden aus unterschiedlichen Fachkulturen problemlos genutzt werden können, erstellen die Expert:innen didaktische Entwurfsmuster, also Pattern. „Wenn wir oder unsere Expert:innen von guten Lehrideen hören und mit den Lehrenden sprechen, die sie hatten, dann versuchen wir, zum Kern der Idee vorzudringen. Wir fragen, warum die Person überhaupt auf die Idee gekommen ist und wieso sie funktioniert. Wir abstrahieren und lösen die Idee vom konkreten Inhalt, bis sie auch für andere Lehrende nutzbar ist“, sagt Hadam. Das Pattern mit dem Escape Game zum Beispiel heißt „aktivierende Lernstandskontrolle durch Escape Games“. Es wird zunächst das Problem beschrieben, dann allgemeine Lösungsvorschläge gemacht, zu diesen gibt es Erklärungen und Alternativen. Zu jedem Lösungsvorschlag werden konkrete digitale Tools genannt und der Kontakt zu Lehrenden, die diese Idee bereits erfolgreich umgesetzt haben. „Es müssen immer Menschen dahinterstehen. Diese persönlichen Kontakte sind wichtig und werden viel genutzt“, erläutert Pohl.
Zu den Personen
Ann-Christine Hadam
E-Learning-Labor an der Hochschule Fulda
Hans-Christian Pohl
Leiter der Abteilung Dienstleistungen Lehre und Studium (DLS) an der Hochschule Fulda
Verselbstständigt und verstetigt
Als Transferprojekt beschreibt das „GO-IN“-Team auf seiner Website die Adaption gelungener digitalgestützter Lehr-Lernformate. Zu Beginn des Projekts hatten sich Pohl und Hadam das Ziel gesetzt, innerhalb der Laufzeit von drei Jahren jeweils drei Transferprojekte pro Fachbereich auf den Weg zu bringen, also 24. Sie haben bei 75 aufgehört zu zählen.
Was Lehrende und Expert:innen im Rahmen der Transferprojekte erarbeiten, wird als OER hochgeladen, sodass es frei zugänglich ist. Und das nicht nur an der Hochschule Fulda. Aktuell werden die OER bundesweit erreichbar in das edu-sharing System der Hochschule Fulda und der Universität Kassel eingepflegt. Außerdem hat sich „GO-IN“ mit dem Portal patternpool vernetzt.
Die Arbeit des Projektteams ist so erfolgreich, dass es nach Ende der Laufzeit von „GO-IN“ weitergeht. Die Hochschule finanziert es für weitere drei Jahre, wenn auch in kleinerem Umfang. Stolz sind Pohl und Hadam besonders auf die Diskursräume, die das Projekt geschaffen hat: „Wir haben es eingerichtet, dass in allen Fachbereichen nun regelmäßig Gespräche über Lehre stattfinden. In einigen gab es solche Gespräche vorher gar nicht oder nur punktuell und unregelmäßig. Das hat sich jetzt geändert. Und nicht nur das: Unsere Expert:innen sind dabei und bringen interdisziplinäre Perspektiven ein. Diese Offenheit hat uns verblüfft. Das ist großartig.“
Zur Autorin
Antonia Hildebrandt
Kommunikationsmanagerin
Antonia Hildebrandt ist Kommunikationsmanagerin der Stiftung Innovation in der Hochschullehre