Training im „Seminarraum des Schreckens“
Ein Beitrag von Antonia Hildebrandt
Die Tische stehen kreuz und quer und haben Kaffeeflecken, Kabel liegen durcheinander und verknotet in einer Kiste in der Ecke, es liegt Papiermüll herum und für den bereitgestellten Laptop fehlt das Passwort. Henry Haustein und zwei andere Tutor:innen sollen diesen Raum für eine hybride Veranstaltung vorbereiten – dafür haben sie eine fünfseitige Aufgabenstellung. Als die vorgegebene Zeit fast abgelaufen ist, klingelt auf einmal das Festnetztelefon. „In dem Moment wurde ich nervös“, erinnert sich Wirtschaftsinformatikstudent Henry Haustein an die Übung vor einigen Monaten. „Es hat sowieso schon alles länger gedauert, als wir dachten. Und als auch noch das Telefon losging, kam ich ins Schwitzen. Das war eine eingebaute Störung, um uns aus dem Konzept zu bringen. Aber wir haben es noch geschafft, alles in der vorgegebenen Zeit zu erledigen. Es war nicht perfekt, aber besser als vorher.“
Zu den Personen
Michelle Pippig
TUTORING hybrid, Referentin für die Qualifizierung von studentischen Lehrenden
Foto: Crispin-Iven Mokry
Pauline Thamm
TUTORING hybrid, Referentin für die Qualifizierung von studentischen Lehrenden
Foto: Bild21 Fotostudio, Görlitz
Henry Haustein
Diplomstudent der Wirtschaftsinformatik
Kollaborationskompetenzen und Problemlösungsorientierung
Die Übung heißt „Seminarraum des Schreckens“ und wurde von Michelle Pippig und ihren Kolleg:innen von TUTORING hybrid, einem Teilprojekt von „virTUos“, gestaltet. Sie bieten Fortbildungen für studentische Turor:innen aller Fachbereiche an, von einer Basisqualifizierung über einen digitalen Selbstlernkurs bis hin zu Workshops oder Hospitationen. Für den „Seminarraum des Schreckens“ inspiriert wurden sie von Problem-Simulations-Konzepten aus der Medizin. „Für Seminare, die Tutor:innen geben, müssen sie bestimmte Rahmenbedingungen bedenken: Wie viele Studierende werden erwartet? Soll in Gruppen gearbeitet oder die meiste Zeit nach vorne geschaut werden und stehen die Tische dafür richtig? Welche technische Ausstattung gibt es, ist ein Beamer vorhanden? Schalten sich noch einige Teilnehmende digital dazu? Für diese und andere Fragen haben die Tutor:innen manchmal nur wenig Zeit, wenn sie von einem Kurs in den nächsten gehen“, erklärt Michelle Pippig. Bei der Übung gehe es nicht nur um das korrekte Ausstatten des Raumes. „Die Menge an Aufgaben in dem Seminarraum ist für eine Person nicht zu schaffen. Die Übung machen wir in Kleingruppen. So werden die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie die Problemlösungsorientierung gestärkt.“
Projekt "virTUos"
Mehr Informationen zum Projekt „virTUos – Virtuelles Lehren und Lernen an der TU Dresden im Open Source-Kontext“ gibt es in unserer Projektdatenbank und auf der Website des Projekts.
Auch Aspekte des Datenschutzes werden geschult, ergänzt ihre Kollegin Pauline Thamm. „Die Tutor:innen müssen zum Beispiel überlegen, was sie tun, wenn noch Materialien des vorherigen Kurses im Raum liegen oder sensible Informationen auf dem Whiteboard stehen.“ Im Anschluss an die Übung reflektieren sie das Erlebte. „Gerade für Tutor:innen, die mit ihrer Lehrtätigkeit anfangen, ist der Kurs hilfreich, um zu wissen, auf was lasse ich mich ein. Sie sollen nicht panisch werden, wenn mal die Technik streikt, sondern selbstbewusst damit umgehen können“, sagt Pauline Thamm. Insgesamt haben bisher 53 Tutor:innen die Übung durchlaufen.
TUTORING hybrid
TUTORING hybrid hat zum Ziel, alle Tutor:innen der TU Dresden bestmöglich zu qualifizieren. Der „Seminarraum des Schreckens“ ist eines ihrer Lehrprojekte. Weitere Informationen zum digitalen Escape Room gibt es auf diesem Poster.
Zukünftig virtueller Escape Room
Um den „Seminarraum des Schreckens“ niedrigschwellig und terminunabhängig anzubieten zu können, ist er auch digital als 360°-Raum verfügbar. Hierfür wurde der mit Fallen präparierte Seminarraum ins Digitale übertragen. Tutor:innen müssen diese Fehler finden und darauf klicken. Mehr als 50 Mal wurde dieser schon genutzt. Richtig „aufräumen“ konnten die Tutor:innen bisher im digitalen Raum nicht. Das wird sich aber ändern. Derzeit arbeitet eine Masterstudentin an der Übersetzung des „Seminarraum des Schreckens“ in einen virtuellen Escape-Room.
Mehr zum Thema Tutorien
Wir fördern mehrere Projekte und Netzwerke, die studentische Tutorien stärken, zum Beispiel das „Netzwerk Tutorienarbeit an Hochschulen“. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Blog-Artikel zum Netzwerk.
Zur Autorin
Antonia Hildebrandt
Kommunikationsmanagerin
Antonia Hildebrandt ist Kommunikationsmanagerin der Stiftung Innovation in der Hochschullehre